„Menschen, die früher fürs Kacka machen gelobt wurden, brauchen heute für jeden Scheiß Applaus – und die Reiter-Bubble auf TikTok ist das gallopierende Beispiel dafür.“ Da präsentieren sich selbsternannte Pferdeflüsterinnen, die nicht mal korrekt aufsteigen können, als wären sie die Wiedergeburt von Xenophon. Jeder Ausritt wird zur spirituellen Reise, jeder schlechte Sitz zur „individuellen Reitweise“. Und wer höflich auf Basics hinweist, ist sofort ein „Hater“ oder „kein Teil der positiven Pferdewelt“. Psychodramen? Gibt’s gratis dazu. Statt Stallgasse wird TikTok zur Couch: „Heute war’s emotional schwer mit meinem Pferd – es hat gebuckelt. Ich glaube, es spiegelt meine innere Unsicherheit.“ Klingt nach Reitstunde, sieht aber mehr nach Therapiebedarf aus. Und wehe, es gibt mal Kritik! Dann wird sofort ein emotionales Video mit trauriger Musik gepostet, inklusive tränenreicher Ansprache an die „Community“. Gefolgt von Reichweite. Denn Streit mit anderen Pferde-Mädels bringt Klicks – und Follower sind ja heute der neue FN-Titel. TikTok ist zum Tummelplatz für Leute geworden, die glauben, sie seien relevant, nur weil 14-Jährige in den Kommentaren schreiben: „Du bist mein Vorbild 😍🐴“. Fachlich oft völliger Quatsch – aber laut genug, damit der Algorithmus es hört.